Faszien – bisher wusste der Medizin-Laie nicht mal von ihrer Existenz. Doch mittlerweile ist das Training des Bindegewebes im Trend. Wir erklären, wofür Faszien gut sind und wie man sie trainieren kann um Sportverletzungen, Verspannungen und Rückenschmerzen den Kampf anzusagen.

Klebrigen Spinnenweben ähneln sie und sind fast ein bisschen spooky: Faszien. Weit hergeholt ist dieser Vergleich nicht. Als Teil unseres Bindegewebes umhüllen die millimeterdünnen weißen Häutchen all unsere Muskeln, Knochen und Organe, unterstützen den Stoffwechsel und geben unseren Körper Form. Da es im Faszien-Netz vor Rezeptoren und Nervenzellen nur so wimmelt, sind sie ebenso dafür verantwortlich, Sinnesempfindungen weiterzuleiten. Zudem sorgt das kollagenhaltige Gewebe für Elastizität und geschmeidige Bewegung der Muskeln – im Alltag und beim Sport.

Faszien-Training nach Dr. Robert Schleip

Durch Stress, Operationen und Bewegungsmangel können sich Faszien verkürzen und sogar „verkleben“. Die Folge sind Verspannungen, Zerrungen und (Rücken-) Schmerzen. Auch Muskelkater geht oft nicht auf Muskelgewebe und Rückenschmerzen nicht auf Wirbel oder Bandscheiben zurück sondern auf die Faszien. Zu dieser Erkenntnis kommt Faszien-Forscher Dr. Robert Schleip in seinem Buch „Faszien-Fitness: Vital, elastisch, dynamisch in Alltag und Sport“. Die gute Nachricht ist: Faszien können trainiert werden. Um ein geschmeidiges Bindegewebe zu bekommen, genügt es, zwei- bis dreimal in der Woche jeweils zehn Minuten zu trainieren, empfiehlt Schleip. Schon bei einmaliger Stimulation der Faszien werde innerhalb der nächsten 72 Stunden neues elastisches Kollagen produziert. Das Ergebnis soll sein: Mehr Kraft und Beweglichkeit, Beseitigung von Rücken-, Nacken- und Verspannungskopfschmerzen und eine straffere Körpersilhouette.

                             

Trainingskraft für Jung und Alt

Seit einem Kurs bei Dr. Robert Schleip bietet auch Heilpraktikerin und FF-Trainerin Birgit Middendorf Faszien-Fitness in ihrer eigenen Praxis in Münster an. Die Kurse werden immer beliebter. „Vom Athleten bis zum Schmerzpatienten ist alles dabei“, sagt sie. Manche kämen auch nur prophylaktisch. Die jüngste ist 11, die älteste Teilnehmerin schon 84 Jahre alt. Middendorf ist so begeistert vom Phänomen Faszien, dass sie sich das Training auch für Schüler im Sportunterricht wünscht. Nicht zuletzt, weil das Training auch einen Entspannungs-Effekt hat.

In vier Schritten zum Erfolg: Faszien effektiv trainieren

Eine Trainingsstunde bei Birgit Middendorf hat vier Elemente bzw. vier Schritte. Die erste nennt sich „Fascial Release“. Hier wird mithilfe einer Massagerolle (z.B. der „Blackroll“) Druck auf die Faszienstruktur ausgeübt, um Verklebungen und Verhärtungen im Gewebe zu lösen. Dazu legt man sich auf dem Boden und rollt über den Rücken, einen Oberschenkel oder die Waden mit seinem ganzen Körpergewicht über die Rolle.

Dann geht es weiter mit dem „Fascial Stretching“ – gemeint sind spezielle Dehnübungen, bei denen die Faszien dynamisch-federnd in alle Richtungen gezogen werden. Schritt drei nennt sich „Rebound Elasticity“. Hier wird das Zusammenspiel zwischen Muskeln und Faszien trainiert. Schließlich gibt es noch das „Sensory Refinement“, bei dem es auf Fühlen und Wahrnehmen ankommt. Hier rollt der Patient zum Beispiel mit seinen Füßen über eine Mini-Blackroll um danach in seinen eigenen Körper „hineinzuhorchen“. Zweck des Ganzen: Die Verbesserung der eigenen Körperwahrnehmung.

Schnelle Übung gegen Verspannung & Depression

Nachmachen kann man das Faszien-Training auch zuhause. Ein Übungs-Tipp von Trainerin Birgit Middendorf: Im Stand Beine spreizen, Füße parallel nebeneinanderstellen. Dann den Oberkörper Richtung Boden federn, mal nach links, mal nach rechts. Kleine Verspannungen können sich so schon lösen.

Und aktuell werden sogar Studien durchgeführt, die eine häufige Beobachtung belegen sollen: nämlich, dass sich das Faszientraining sogar positiv bei Depressionen auswirkt.

 

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